Das Gesundheitssystem ist ein komplexes adaptives System [1]. Solche Systeme widersetzen sich einer Steuerung von aussen. Deshalb ist Top-down-Management, wie es heute im Gesundheitswesen betrieben wird, grundsätzlich ungeeignet. Komplexe adaptive Systeme brauchen eine Bottom-up-Organisation. Diese Art von Betriebsführung ist zwar noch relativ neu, doch in der Wirtschaft existiert sie schon an vielen Orten und ist nach mehreren Kriterien wesentlich erfolgreicher als das klassische Top-down-Management. So ist zum Beispiel in Holland eine Spitex entstanden, die nach den neuen Prinzipien geführt wird. Sie ist effektiver und kostengünstiger als die früheren Arbeitsweisen [2]. Analoge Verfahren sind grundsätzlich für das ganze Gesundheitswesen möglich, werden aber noch kaum realisiert. Eine wichtige Voraussetzung für Bottom-up-Management besteht darin, dass das Ziel aller Aktivitäten, d.h. die Verbesserung der Gesundheit und damit das Wesen der Gesundheit, klar ausgedrückt werden kann. Ein bedeutender Fortschritt auf dem Weg zu einer Definition der Gesundheit wurde 2011 an einer Konferenz internationaler Gesundheitsexperten in Holland erreicht und folgendermassen formuliert: «Gesundheit ist die Fähigkeit, sich anzupassen und sich selber zu managen» [3]. Dieser Beitrag hat grosse Beachtung erfahren. Doch schon 2005 entstanden die Anfänge des Meikirch-Modells, fokussierten damals aber nur auf das Individuum [4]. In Zusammenarbeit mit Shyama Kuruvilla wurde es 2014 um die Public Health erweitert [5]. Als Resultat entstand ein neues Paradigma, dem das Potential innewohnt, eine Bottom-up-Erneuerung des Gesundheitssystems ermöglichen und begleiten zu können (
www.meikirch-modell.ch). Das Ziel des vorliegenden Artikels über das Meikirch-Modell besteht darin, das gegenwärtige Verständnis für Gesundheit zusammenzufassen.