Durch Patienten selbst verursachte Kosten

Briefe / Mitteilungen
Édition
2018/05
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2018.06393
Bull Med Suisses. 2018;99(05):141-142

Publié le 31.01.2018

Durch Patienten selbst verursachte Kosten

Liebe Kollegen
Alle klagen über die hohen Kosten von Medizin und Krankenkassen.
Nur sehr selten wird diskutiert, dass von den Ärzten viele Leistungen erbracht werden, die nicht medizinischer Art sind oder durch den Patienten selbst versursacht sind und deswegen auch vom Patienten beeinflusst werden können.
Beispiele:
Zeugniswesen: Um ein seriöses Zeugnis auszustellen, braucht es mindestens eine Kon­sultation während der Krankheit, eine zweite nach Ausheilung. Auch Bagatellerkrankungen verlangen so ärztliche Kontrollen. Diese Handlungen sind nicht medizinisch begründet. Es besteht kein Grund dafür, dass die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden sollten. Die Kosten sollten von den Auftrag­gebern übernommen werden.
Konsultationen auf Rendez-vous: Früher war es üblich, Patienten ohne Rendez-vous zu empfangen. Heute werden praktisch alle Konsultationen auf Vereinbarung durchgeführt. Deswegen muss auch eine Arztgehilfin angestellt werden. Die Kosten pro Konsultation belaufen sich mindestens auf Fr. 5.–. Da die Wartefristen kürzer sind und der Betrieb in der Praxis geregelter wird, zieht man ein Bestellungssystem vor. – Es hat aber nichts mit Medizin an und für sich zu tun.
Medikamente: Früher wurden oft die Tabletten abgezählt und der Patient erhielt nur die für ihn benötigte Dosis. Heute werden praktisch nur volle Blister-Packungen abgegeben. Die ungebrauchten Tabletten landen im Abfall. (Je nach Untersuch ca. 30% der verrechneten Medikamente.) Ob die Sicherheit der Einnahme dermassen eine Rolle spielt oder ob sich dahinter Bequemlichkeit verbirgt? (Jeder Patient kann sich heute im Internet über Wirkung und Nebenwirkungen orientieren.)
Essen in Spitälern: Darmgesunde Patienten können zwischen mehreren Menus wählen. Dies braucht Zeit für die Krankschwestern für Erklärungen, Service und für die Küche mehr Arbeit sowie schlechtere Einkaufsbedingungen. – Wer eine spezielle Ernährung verlangt (Vegetarier, Veganer, Muslime), müsste dieselbe selber berappen oder von auswärts kommen lassen.
Verhalten des Patienten:
Adipositas: Der Patient würde von der Krankenkasse alle zwei Jahre gewogen und entsprechend dem Übergewicht würde dann die Prämie berechnet.
Der Preis für Alkohol und Zigaretten müsste entsprechend den Arzt- und Spitalkosten erhöht werden. Damit sollten die anfallenden Kosten vergütet werden. Es ist stossend, wenn ein Mensch sich willentlich vollsäuft, des­wegen ins Spital gebracht wird, und die anfallenden Rechnungen der Allgemeinheit belastet werden.
Recht: Bei der heutigen Rechtsprechung werden unterlassene Untersuchungen bestraft. Dem Arzt bleibt nichts anderes übrig, als alle nur denkbaren Untersuchungen durchzuführen. Auch diese Situation sollte erneut durchdacht werden.
Es gäbe natürlich noch viele andere Beispiele zu erwähnen.
Es geht um Grundsatzfragen von Solidarität, Eigenverantwortung, Risiko und schliesslich Bequemlichkeit. Es ist aber töricht zu meinen, dass bei zunehmendem Strapazieren der So­li­darität, der Übernahme der Eigenverant­wortung durch den Staat/Krankenkasse, Verminderung des Risikos und dem immer vermehrten Luxus, ein Prämienanstieg verhindert werden kann.