Zeit ist TARMED

Briefe / Mitteilungen
Édition
2017/43
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2017.06144
Bull Med Suisses. 2017;98(43):1413

Publié le 25.10.2017

Zeit ist TARMED

«Time is brain! Time is heart! Time is mus­cle!» Zeitlose Schlagwörter der modernen Notfallmedizin in unserer schnelllebigen und schnell­endenden Zeit. Vergangen sind die Zeiten des Münztelefons, als eine nette Frauenstimme ohrnah in die Muschel hauchte: «Die 3 Minuten Telefonier-Zeit sind vorbei, wollen Sie bitte den angegebenen Betrag einwerfen oder den Anruf beenden.» Im Zeitalter des Geiz-ist-geil!-Zeitgeistes sind auch der Telemedizin zeitliche Grenzen gesetzt. «Atme in der Zeit, so hast du in der Not!», wird zeitkritisch einem Anrufer mit Lufthunger geraten.
«Time is money!», ebenso zeitlos gültig. Das weiss nicht nur Dagobert Duck, sondern auch zeitgemässe Gesundheitspolitiker und Gesundheitsökonomen. «Wer TARMED-Zeit sät, wird Limitationen ernten!» prophezeit demzufolge Gesundheitsminister Alain Berset in seinem begrenzten Zeithorizont. Dennoch kein Zeitproblem für unsere Patienten in der Sprechstunde, spricht doch jeder gut integrierte freipraktizierende Schweizer Arzt zeitsparend fliessend «multi-kultisch». So sind auch alle aufrechten Schweizer Bürger angehalten, ihre Lebensabendzeit sozialverträglich kurz zu gestalten, generell zeitnah das Zeitliche zu segnen und sich nicht zeitraubend oder gar zeittreibend unlimitiert und damit missbräuchlich beim Hausarzt im Behandlungszimmer zu verlustieren, was bei einigen angeblich fast zeitlebens der Fall gewesen sei. Dies zeitigt schliesslich der moderne sparwillige Zeitdruck. BR Alain Bersets vorgesehene «einzeitige» Notrechtsmassnahmen dürften allerdings nicht nur «zeitreichende» sondern auch mitunter lebensgefährdende Konsequenzen für unsere Patienten haben. «Alain soit qui monnaie y pense» oder so ähnlich «zeittaktet» mir dabei meine innere TARMED-Uhr.