Verheerender Numerus clausus

Briefe / Mitteilungen
Édition
2017/38
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2017.06021
Bull Med Suisses. 2017;98(38):1219

Publié le 20.09.2017

Verheerender Numerus clausus

In meinem Bekanntenkreis haben mehrere befähigte Maturanden den Numerus clausus für das Medizinstudium nicht bestanden. 
Im Migros-Magazin 36 vom 4. 9. 2017 ist von Daniel Scheidegger, Präsident der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, Folgendes zu lesen: «Der Numerus clausus ist kein Eignungstest. Er selektioniert nur die besten Maturanden. Das Problem ist, dass Eigenschaften wie Empathie oder andere soziale Kompetenzen viel schwieriger zu erfassen sind. Da bräuchte es Interviews und Praktika. Diese Idee hat man wieder verworfen, weil der Aufwand zu gross wäre.»
In einem Leserbrief habe ich nach Kenntnisnahme der Unterlagen und Fragen zu diesem Test (im Umfang von zwei prall gefüllten ­Plastiksäcken!) bereits vor 10 Jahren [1] hingewiesen und das Thema im Jahre 2012 unter dem Titel «Empathie und Numerus clausus» [2] erneut aufgegriffen. Nach einem miserablen Echo aus der Ärzteschaft ist nichts geschehen. Seither haben sich aber namhafte Grössen wie der Herzchirurg Thierry Carrel sehr kritisch und erfolglos zu diesem ungeeigneten Test geäussert. Es ist enttäuschend, dass sich unsere FMH nicht vehement für ein besseres Testverfahren einsetzt. Die Geburtshelfer dieses untauglichen und mehrfach kritisierten «Eignungstests» sollten endlich über die ­Bücher gehen. Für evaluierende Gespräche und Interviews mit interessierten und mo­tivierten Kandidaten fänden sich bestimmt genügend geeignete Hausärzte.
Abschliessend meine Empfehlung: alle Betroffenen mögen sich zusammenschliessen und sich vereint für eine bessere Lösung engagieren. Mit dem bisherigen Verfahren bilden wir medizinische Technokraten, aber keine fähigen Hausärzte aus!