Ärzteschaft und Klimawandel

Briefe / Mitteilungen
Édition
2017/2829
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2017.05817
Bull Med Suisses. 2017;98(2829):901–902

Publié le 12.07.2017

Ärzteschaft und Klimawandel

Die Nachrichten zu den Folgen des Klima­wandels haben sich in den letzten Monaten angehäuft und gleichzeitig auch die Diskussion bezüglich der Effizienz von Klimaschutzmassnahmen angeregt. Während die Leugner des Klimawandels unbelehrbar erscheinen, werden die Zeichen einer durch den Menschen verursachten Klimaveränderung mehr und mehr von erschreckender Deutlichkeit. Dürrekatastrophen vor allem in Afrika verursachen den Hungertod oder Exodus von Mil­lionen von Menschen, während in anderen Gebieten der Welt Überflutungen das Leben der Menschen bedrohen. Hunderte von Mil­lio­nen Menschen leiden weltweit an den Folgen der Klimaverschmutzung durch gefähr­liche respiratorische Beschwerden. Die Liste der gesundheitlichen Schäden, die durch Eingriffe des Menschen in die Biosphäre verursacht werden, ist lang.
Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hat zu Enttäuschung geführt, die ihre deutlichste Reaktion im Beschluss einer Mitte Juni nach Paris einberufenen Klimaschutzkonferenz mit achthundert Juristen gefunden hat. Dieselbe hat beschlossen, die Vereinten Nationen dazu aufzurufen, ein für alle Völker verbindliches neues Abkommen zum Klimaschutz zu veranlassen.
Neben den multiplen Bemühungen, den Lebensraum des Menschen auf dem Planeten zu beschützen, kann man eine grosse Abwesenheit feststellen, jene der internationalen Ärzteschaft. Ein weltweiter Zusammenschluss der Ärzte zur Untersuchung und Bekämpfung der Klimaveränderung ist eine vordringliche Aufgabe. Lokale Kongresse haben sich schon mit den generellen Folgen des gesellschaft­lichen Wandels, kaum aber mit den spezifischen ­gesundheitlichen Schädigungen durch den Klimawandel befasst. Dies ist umso bedauer­licher, als die Erforschung der Ursachen des Klimawandels, mit Projektionen in die Zukunft, interessant ist. Die Ergebnisse ­einer solchen Erforschung aus medizinischer Perspektive müssen nicht in jeder Hinsicht mit den geläufigen Ansichten übereinstimmen. Die Faktoren, welche im allgemeinen für die Klimaerwärmung und andere negative Umweltveränderungen verantwortlich gemacht werden, sind zwar bewiesenermassen von ent­scheidender Bedeutung. Neben diesen heute als schädlich anerkannten Faktoren gibt es noch andere Gründe für die Störungen des ökologischen Gleichgewichts. Diese anderen Störungsfaktoren des ökologischen Gleichgewichts sind in ganz anderen Gebieten der menschlichen Existenz angesiedelt und betreffen vor allem eine globale Bevölkerungsexplosion mit der Erwartung von 9,8 Milliarden Menschen 2050. Dass dem ärztlichen und ethischen Denken auch für dieses Problem eine dominante Rolle zukommt, ist evident.