«Frauen, die ein Kind wünschen, gehen dafür bis ans Ende der Welt», weiss die Gynäkologin aus Bern. Und noch viel weiter, möchte man dem anfügen, wenn man sich den Film von Barbara Burger anschaut. Ihr Dokumentarfilm, der im Herbst 2017 in die Kinos kommt, schaut tief in die Reagenzgläser der Reproduktionsmedizin, faktenreich, nüchtern, ohne moralische Wertung. Im Dreieck einer Praxis in Bern, einer Privatklinik in München und einer Industriemesse in Barcelona rückt alles ins Blickfeld, was an technischem Aufwand heute möglich ist. Vor allem die Macher kommen zur Sprache, Ärztinnen, Laborantinnen und Embryologinnen. Auch ein Physiker, dessen Laserapparate die Präimplantationsdiagnostik ermöglichen, die in der Schweiz im Juni 2016 von zwei Dritteln der Stimmenden bejaht wurde. Ovarien werden stimuliert, mehrere Eizellen abgesaugt, und für die In-vitro-Fertilisation (IVF) vorbereitet. Wo nur wenige Spermien vorhanden sind, werden die beweglichsten aussortiert, bevor die Mikropipette mit dem Auserwählten die Eihülle durchsticht. Bis zum fünften Tag wird die Zellteilung der Embryos kontrolliert, dann befördert die Transfersonde eine Blastocyste in den Uterus, was bei rund einem Drittel schon beim ersten Versuch zum gewünschten Resultat führt. Zwei Wochen später zeigt der Ultraschall den ersten Herzschlag. Dieser Vorgang ist schon seit Jahren Routine. Wer keine geeigneten Eizellen hat sucht sich eine Eizellenspenderin in Spanien oder Russland, vielleicht sogar eine Leihmutter in Ländern, wo der Gesetzgeber keinen Regulierungsbedarf sieht. Eine Welt aus Mikroskopen, Sonden, Brutkästen und Petrischalen und Biobanken. Mit dem Social Freezing, dem Einfrieren zwecks späterer Verwendung, stehen die Kryokammern und die Auftauschalen im Mittelpunkt. Im flüssigen Stickstoff warten hunderte Eizellen, geschützt durch ein Frostschutzmittel, auf ihre Implantation. Es besteht kein internationaler Konsens über die Gefrierdauer und das Alter der Empfängerinnen. Schritt für Schritt werden weitere Möglichkeiten ausgebaut. Ein Laserstrahl entnimmt dem fünf Tage alten Embryo einige Zellen zur genetischen Untersuchung. Die Wunde scheint komplikationslos auszuheilen. Der Film zeigt, wie Anwender an Workshops in Barcelona diese Technik an Mäuseembryonen üben. Der nächste Akt demonstriert im Tierversuch, wie ein Laserstrahl die embryonale Hülle aufschlitzt, damit die Nidation erleichtert und so die Chance einer Schwangerschaft am gewünschten Ort verbessert. Die ersten klinischen Versuche an Menschen sind programmiert.