Spiritual Care ist der Buchtitel eines Beitrags von Brigitte Boothe und Eckhard Frick zum Leben und Sterben. Die klinische Psychologin und der Psychiater und Priester beginnen ihre Betrachtungen mit dem Begriff der Wehmut: «Ein sprachloses Innesein von Zerbrechlichkeit des Daseins, von Grenze, Endlichkeit und Verlust, dem man sich ausgeliefert fühlt. Wehmut ist ein Gefühl, das auf die Aussichtslosigkeit eines Verlangens antwortet und den Betroffenen hilflose, schmerzliche Schwäche erleben lässt.» Kein Bewältigungsprogramm erspart uns die Wehmut. Das Vorgehen der Autoren könnte man auch als Soul Care bezeichnen. Seele als etwas Wertvolles und emotional Bedeutendes in der Spannung zwischen dem Bleiben und dem Werden und Vergehen. Was es mit der Seele auf sich hat, wird einleitend sehr breit umschrieben: «Sie bedeutet Empfänglichkeit und Resonanzbereitschaft, Beziehungs- und Erfahrungsoffenheit, Sensibilität für Grenzen und die Fähigkeit, Grenzen zu überwinden, sich selbstvergessen überwinden und sich überlassen zu können, auch ist sie Ausdruck unveräusserlicher Individualität.» In fünf Kapiteln wird die Dimension des Caring, als das Sich-Kümmern, das Sorgen für die Seele, die Präsenz, Zuhören, Resonanz und Achtsamkeit als Kraftquelle helfender Berufe beschrieben. Gut gewählte Fallbeispiele sorgen für einen praxisorientierten Umgang mit der unvermeidlichen Einsamkeit, den Verlustängsten und dem Abschiedskummer. Die Autoren erinnern daran, dass die Auseinandersetzung mit dem Tod viel früher zu beginnen hat. Spätestens ab der Lebensmitte soll sich der Nachdenkliche seiner Begrenztheit bewusst werden, was ihm eine neue Geburt des Lebens ermöglicht. Ein Kapitel analysiert den Inhalt von 61 Abschiedsbriefen vollendeter Selbsttötungen im Kanton Luzern. In einem weiteren Zusammenhang wird Spiritualität als Schritt zur Befreiung vorgestellt. Die Antizipation des Todes rückt das Leben als Ganzes in die zeitlose Dimension des futurum exactum. Wir betrachten vorwegnehmend unser Leben aus der Rückschau. Es wird für immer gewesen sein und wird als sinnvoll oder absurd empfunden. Die Kompetenz mit Grenzen umzugehen leuchte unmittelbar ein, wenn es um Palliative Care gehe, «es gibt nämlich viel zu tun, wenn nichts mehr zu machen ist». Die Betrachtungen von Boothe und Frick enden beim Symbol der brennenden Kerze für «Vergänglichkeit, Endlichkeit, Unendlichkeit, Ewigkeit, Trauer, wärmende Präsenz, Tod und Lebensfreude … Vieles, auch Unaussprechliches, brennt in der Kerze.»