Courrier / Communications
Choosing wisely – brauchen wir das?
«Choosing wisely» – brauchen wir das?
Brief zu: Gerber M, Kraft E, Bosshard C. Grundlagenpapier der DDQ/SAQM: «Choosing Wisely» – für weniger unnötige Leistungen. Schweiz Ärztezeitung. 2017;98(5):140–3.
Zentralvorstand der FMH. Die Position der FMH: «Choosing Wisely»: Weniger Leistungen für mehr Nutzen. Schweiz Ärztezeitung. 2017;98(5):144–5.
In der Ausgabe Nr. 5 unserer Ärztezeitung wird eine Aktion «Choosing wisely» propagiert und werden Studien gefordert über deren Wirksamkeit, im Klartext: Kosteneinsparung in der Medizin. Sie will mit einem 5-Punkte-Programm unnötige Untersuchungen in weiser Weise verhindern.
Der Hausarzt jedoch braucht keine Anleitung mit Top-5-Listen, um Overuse und Overcare zu vermeiden, denn das ist sein täglich Brot: «Bauchweh – Blinddarm; Brustschmerz – Herzinfarkt», damit meldet sich der Google-aufgeklärte Patient. Dem Hausarzt obliegt es, die NEIN-Diagnose zu stellen: Spitaleinweisung ist nicht nötig, gehen Sie nach Hause und machen einen Wickel!
Was fehlt: Studien über die enorme Kosteneinsparung der Hausarztmedizin durch diese NEIN-Diagnosen. Hier läge ein weites Feld zu beackern durch die akademisch installierte Hausarztmedizin.
Was es braucht: mehr Schutz bei Klagen «etwas nicht getan» zu haben, Schutz in der heutigen juristischen Welt, in welcher hausärztliche und auch klinische Medizin fast nackt dastehen.
Denn: für «Choosing wisely», die im Nachhinein vielleicht einmal nicht weise war, braucht es unabdingbar Risikofreudigkeit, die bedroht ist durch Anklage «man hätte sollen», mit juristischen Folgen.
Der unvergessliche Kliniker Prof. Wilhelm Löffler hat es so formuliert: «Wer zwanzig Jahre Hausarzt war und nie eine appendicitis übersehen hat, war ein schlechter Arzt.»
Begraben wir die amerikanische «Choosing wisely»-Kampagne des American Board of Internal Medicine, gestartet im Jahr 2012, in der Vor-Trump-Ära, als alles «von drüben» noch sakrosankt war – sie kostet viel Geld und bringt nichts.
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