Courrier / Communications
Ein Credo für die suprapubische Ableitung
Ein Credo für die suprapubische Ableitung
Ich habe den Disput über die suprapubische Ableitung zwischen dem Kollegen Dr. med. G. Bass [1] und der Dr. sc. nat. S. Züllig [2] verfolgt.
Gerade hier liegt der Unterschied, zwischen der Wissenschaftlerin und dem Arzt.
Ich finde, die suprapubische Ableitung wird verteufelt. Sie hat einen viel zu schlechten Ruf, vor allem im Spital.
Ich als Hausarzt mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung habe viele Patienten mit dieser Urinableitung betreut. Aktuell sind es drei. Ich weise die Betroffenen ins Spital für die erstmalige Einlage, da unter Ultraschallkontrolle der Katheter einfacher und sicherer eingelegt werden kann.
Danach betreue ich alle selber. Mit meiner Ehefrau, AKP-Krankenschwester, wechsle ich durch den etablierten Kanal alle sechs Wochen auf der «Katheterrunde» die Ableitung und habe nie Probleme. Besonders fehlend sind Infektionen. Die künstliche Öffnung suprapubisch hat eine Keimbesiedlung ähnlich anderen natürlichen Öffnungen, die im Laufe der Zeit ein Gleichgewicht zwischen Bakterien und Immunabwehr herstellt.
Die Realität ist so: Welche Ableitung soll der 29-jährigen Tetraplegikerin nach HWS-Fraktur angelegt werden? Ein Dauerkatheter? Was soll die in ihrem Krankheitszustand weit fortgeschrittene MS-Patientin haben: einen DK penal? Wie ist es im Pflegeheim beim immobilisierten Parkinson-Patienten?
Das sind alles Menschen, die eine Qualitätssteigerung ihres ohnehin schwer eingeschränkten Lebens haben.
1 Bass G. Alternative zum transurethralen Dauerkatheter. In: Schweiz Ärztezeitung. 2016;97(49–50):
1722–4.
2 Züllig S. Replik. In: Schweiz Ärztezeitung. 2016;97
(49–50):1722–4.
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